Ausbildungs- und Übungswochenende 20.04.2012

Murnau - 20. bis 22.04.2012. Die beiden Technischen Züge des Ortsverbandes Markt Schwaben verbrachten das letzte Wochenende auf dem Standortübungsplatz der Bundeswehrkaserne in Murnau. Dort wurde zwei Tage lang unter realistischen Bedingungen in verschiedenen Einsatzszenarien geübt.

Bereits die Anfahrt am Freitag Abend war Teil des jährlichen Übungswochenendes. In einem sogenannten "Geschlossenen Verband" verließen acht Fahrzeuge des Ortsverbandes den Hof in Markt Schwaben. Dieser enge Verband zählt im Verkehr als ein einziges Fahrzeug, sodass er nicht durch andere Fahrzeuge oder Verkehrsregelungen getrennt wird. Dadurch kann eine schnelle und gemeinsame Ankunft am Einsatzort erreicht werden. Diese Fahrformation stellt eine hohe Belastung an die Kraftfahrer dar und wird deshalb regelmäßig trainiert.

Nach der Ankunft auf dem Standortübungsplatz, der in direkter Nachbarschaft zum Staffelsee liegt, wurde das Nachtlager mitsamt Küche aufgebaut. Direkt im Anschluss daran erteilte die Übungsleitung die ersten Einsatzanforderungen an den Zugtrupp. Dieser muss alle Einheiten und Aufgaben im Einsatz effizient koordinieren, Nachschub an Helfern bzw. Materialien ordern und die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Organisationen halten. Bei den vielen selbständig agierenden Gruppen im THW die Übersicht zu behalten, erfordert ein großes Organisationstalent. Auch wenn der Zugführer selbst auf ein Meldefahrrad steigen muss.

Eines der ersten Einsatzszenarios war die Bergung eines PKW, der nach einem Wildunfall in einem Waldstück ins Schleudern geraten und auf die Seite gekippt war. Zur Rettung der im Fahrzeug eingeschlossenen Personen rückte die 1. Bergungsgruppe des zweiten Technischen Zuges aus. Diese Gruppe ist durch ihre vielen, verschiedenen Geräte auf die unterschiedlichsten Einsatzgeschehen vorbereitet und deshalb meist die erste eingesetzte Gruppe. Nach einer ersten Sichtung des Fahrzeugs und dem Auffinden der bewusstlosen Personen war klar, dass das Fahrzeug zunächst mit einer Seilwinde wieder in die Waagerechte gezogen werden muss. Schließlich wurden die beiden Personen durch eingeschlagene Scheiben gerettet. Die gesamte Rettung erfolgt immer unter dem Druck, dass die bewusstlosen Verletzten so schnell, aber auch so schonend wie möglich dem Notarzt übergeben werden. Um dennoch einen kühlen Kopf zu bewahren, werden in der Ausbildung regelmäßig alle Handgriffe wiederholt.

Später wurde die 2. Bergungsgruppe des ersten Technischen Zuges an den selben Einsatzort gerufen. Während die Bergung des Fahrzeugs noch im vollen Gang war, galt es in einer Flächensuche in tiefster Nacht eine weitere vermisste Person zu finden. Bei dem weitläufigen Gelände des Übungsplatzes keine leichte Aufgabe.

Parallel dazu mussten die 1. Bergungsgruppe und die Fachgruppe Elektroversorgung des ersten Technischen Zuges eine Kabelbrücke mit Hilfe des EGS aufbauen. Das Einsatz-Gerüst-System (EGS) stellt eine große Fülle an Einsatzmöglichkeiten bereit. Schnell ist durch die geschulten Helfer ein Turm, eine kleine Brücke oder ein Abstützgerüst aufgebaut. Die Kabelbrücke sollte eine Durchfahrt für LKWs unter armdicken Kabeln ermöglichen. Diese wurden von der Fachgruppe Elektroversorgung aufgebaut, um die Stromversorgung des Nachtlagers und die Beleuchtung des Vorplatzes zu ermöglichen. Dazu wurde die Markt Schwabener 175kVA Netzersatzanlage benutzt, welche im Einsatz dazu dient, einen größeren Strombedarf, wie in einem Krankenhaus oder anderen wichtigen Infrastrukturen, zu decken.

Nach Mitternacht konnten die ersten Einsätze beendet werden und die Helfer ein frühes Weißwurschtfrühstück genießen. Die anschließende nächtliche Ruhe hielt nicht lange an, denn bereits um halb sechs warteten die nächsten Einsätze auf die Helfer. Wie am Vorabend gab es wieder zwei Einsatzstellen. Die 1. Bergungsgruppe des zweiten Technischen Zuges musste für die Feuerwehr einen Wasserspeicher errichten. Dazu wurde mit zwei Pumpen Wasser aus einem Teich in eine mit Folie abgedichtete Schuttmulde gepumpt werden.

Zur gleichen Zeit bekam die zweite Bergungsgruppe den Auftrag, zwei Personen in einem verschlossenen Haus zu suchen. Um das Übungshaus zu betreten, musste ein Wanddurchbruch mit einem elektrischen Aufbruchhammer erstellt werden. Die 2. Bergungsgruppe führt viele Geräte, die der schweren Bergung dienen. Sie kann aber auch alle anderen Einheiten in ihren Aufgaben unterstützen. Hilfe bei der Rettung der Vermissten hatte die Gruppe durch die Fachgruppe Elektroversorgung. Eine der beiden Personen konnte nur durch Einsatz einer Seilbahn gerettet werden. Die Seilbahn ist eine sichere und stabile Konstruktion, die oft die einzige Möglichkeit bietet, schwer zugängliche Personen schonend zu bergen. Des Weiteren zeichnet sie sich durch ihren hohen Durchsatz aus - ist sie einmal aufgebaut, kann etwa alle drei Minuten - abhängig von der Strecke - eine Person geborgen werden.

Eine ganz andere Aufgabe bestand darin, einen auf einer steilen Steigung liegengebliebenen LKW abzuschleppen. Dieses Fahrmanöver stellt eine hohe Belastung an die Kraftfahrer und Fahrzeuge dar.

Bis zum Frühstück konnten alle Aufgaben zufriedenstellend erfüllt werden, sodass sich alle Helfer eine kurze Pause verdient hatten. Wieder dauerte die Ruhe jedoch nur kurz an, denn weitere Aufgaben warteten. "Rauch steigt aus einem Stollen auf. Zwei Bergarbeiter werden vermisst. Einer der beiden soll sich in besagtem Stollen aufhalten.", so die erste Aufgabe der Übungsleitung an den Zugtrupp. Die 1. Bergungsgruppe machte sich auf den Weg zum Unglücksort. Mit Hilfe des Gassensorgerätes wurde schnell klar, dass es hier nur mit Atemschutz weiter ginge. Routiniert wird die schwere Ausrüstung angelegt und ein Zugang zum Stollen gesucht. Nachdem die verletzte Person aus dem Schacht gerettet wurde, begann die Suche nach dem zweiten Vermissten, der etwa 200 Meter weiter in einem anderen Stollen gefunden wurde.

Parallel dazu musste die 2. Bergungsgruppe zwei Dacharbeiter von einem Flachdach retten. Die Schwierigkeit hierbei war, dass die bereitgestellten Leitern zu kurz waren, um dass Dach direkt zu erreichen. Diese Situation lösten die Helfer, indem sie die Hebebühne des MzKWs dazu nutzten, auf ein Vordach zu gelangen, um von dort aus die Leitern an das Dach zu stellen. Die Verletzten konnten dann über den selben Weg gerettet werden.

Gegen Mittag haben alle Gruppen ihre Einsätze beendet und ihre Einsatzbereitschaft wieder hergestellt. Damit war die Übung beendet und der gemeinschaftliche Teil des Wochenendes wurde eingeläutet. So wurde nach dem entspannenden Besuch eines nahegelegenen Hallenbades, gemeinsam gegrillt und anschließen zu Gitarrenmusik gesungen. Spät Abends legten sich dann auch die letzten Helfer müde auf ihre Feldbetten.

Nach dem Frühstück am Sonntag wurde schnell der Lagerplatz abgebaut und alle Materialien auf den Fahrzeugen verstaut. Schließlich kehrte ein Großteil der Fahrzeuge kurz nach Mittag auf den Hof der Unterkunft in Markt Schwaben zurück. Drei der Helfer konnten jedoch erst eine Stunde später wieder den Status "in der Unterkunft" vermelden, da sie auf der Heimfahrt noch ein auf der Autobahn liegen gebliebenes Pannenfahrzeug absichern mussten. Denn selbst nach mehr als 24 Stunden THW steht für die Helfer die Hilfe am Nächsten im Vordergrund.

 
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Artikel #363 erstellt/geändert von Florian Hisch am 2012-06-01 15:27:11